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„Kreatives Chaos findet woanders statt“

Muss man nach Kalifornien ziehen, um die Arbeitskultur des Silicon Valleys erleben zu können? Nein, sagen Johannes Cremer, Geschäftsführer, und Dr. Yury V. Zaytsev, Chief Technology Officer bei moneymeets. In diesem Interview sprechen sie darüber, welche Fähigkeiten Entwickler haben sollten, und warum sie schon einmal ein Bewerbungsgespräch im Fitness-Studio geführt haben.

„Neuer Job“ Schriftzug und Scribbles
Bewerber haben bei uns die Möglichkeit, wirklich agil zu arbeiten und ihre Qualitäten einzubringen. (Bild: © Tierney/Adobe Stock)

Die COVID-19-Pandemie hat die Wirtschaft fest im Griff. Zahlreiche Unternehmen melden Kurzarbeit an. Und ihr möchtet euer Team vergrößern?

Johannes: Die Pandemie zeigt auf jeden Fall auch, dass Digitalisierung immer wichtiger wird. Kunden nutzen mehr als jemals zuvor digitale Produkte. Banken und Versicherungen, die in Sachen Digitalisierung in den letzten Jahren noch verhalten waren, erkennen spätestens jetzt das Potenzial. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach unseren Anwendungen. Deshalb werden wir unser Team auf jeden Fall weiter vergrößern.

moneymeets sucht unter anderem IT-Entwickler. Eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass derzeit über 100.000 IT-Stellen vakant sind. ITler können sich ihre Arbeitgeber also aussuchen. Warum sollten sie bei einem kleinen Startup arbeiten?

Yury: Bewerber haben bei uns die Möglichkeit, wirklich agil zu arbeiten und ihre Qualitäten einzubringen. Zwar betonen das auch viele Konzerne so oder ähnlich, die Prozesse und Strukturen sind dennoch meist die alten. Denn was nutzen moderne Kommunikations-Tools und ein Kicker, wenn der Kulturwandel nicht in der Unternehmensleitung gelebt wird? Ich sage immer: Man muss nicht nach Kalifornien ziehen, um so zu arbeiten, wie im Silicon Valley. Selbstverständlich sind bei uns die Prozesse in allen Bereichen agil. Auch wenn es überraschend klingen mag, selbst die Software-Architektur muss so gestaltet werden, dass dadurch agile Entwicklung wirklich möglich ist.

Warum?

Unser Produkt besteht aus unterschiedlichen Komponenten, die ausschließlich über definierte Schnittstellen miteinander kommunizieren. Diese Komponenten können wir meistens unabhängig voneinander entwickeln und parallel neue Versionen von einzelnen Teilen des Produktes live bringen. Sollte es in einer Komponente ein Problem geben, fällt nur diese aus und nicht direkt das ganze System. Außerdem haben wir so die Möglichkeit, bereits im Frühstadium Kunden-Feedback zum Produkt einzuholen, das in die weitere Entwicklung einfließt. So macht das Arbeiten viel mehr Spaß.

Und was läuft bei moneymeets noch anders?

Zum Beispiel müssen unsere IT-Mitarbeiter keine Server vor Ort warten. Unsere Produkte sind „Cloud native“ programmiert. Das heißt, wir nutzen fertige Komponenten von Cloud-Anbietern und entwickeln ein komplett neues System direkt in der Cloud, statt die alten Systeme einfach umzuziehen.

Entwickler ist ja nicht gleich Entwickler. Nach welchen Kriterien stellst Du ein?

Yury: Klar ist es wichtig, dass sie programmieren können. Aber mir ist es egal, wie viele Befehle sie in dieser oder jene Programmiersprache beherrschen. Es mag Leute geben, die die Syntax und Bibliotheken von C++, Java oder Ruby perfekt draufhaben, aber deren Code trotzdem keinen Sinn ergibt. Bei Bewerbern sind mir drei Kriterien besonders wichtig: Sie sollten selbständig und zielorientiert arbeiten, in Strukturen und Algorithmen denken und sauberes Ingenieurswesen, sprich Clean Code, wertschätzen. Kreatives Chaos findet wo anders statt.

Bei moneymeets arbeiten nicht nur Entwickler. Welche anderen Fachrichtungen sucht ihr noch?

Johannes: Genau wie im IT-Bereich sind wir an Leuten interessiert, die in Prozessen denken. Ich als Geschäftsführer möchte nicht für alles um Erlaubnis gebeten werden. Wenn ich dieses Talent bei Bewerbern sehe, ist es mir egal, ob sie von Hause aus Geisteswissenschaftler oder BWLer sind. Nach dem klassischen Bank- und Versicherungskaufmann suchen wir eher nicht. Wir bieten ja keine Beratung an. Vielmehr entwickeln wir Prozesse, damit sich Endkunden selbst beraten können.

Auf welchen Wegen sucht ihr nach potenziellen Bewerbern?

Johannes: Das ist ganz unterschiedlich – die klassische Bewerbung und Empfehlungen unserer Mitarbeiter sind Wege, mit denen wir die besten Erfahrungen gemacht haben. Für Bewerber in der IT führen wir außerdem Bewerbertage durch, bei denen wir den Teilnehmern ein Gefühl für unsere Arbeitswelt nahebringen. Yury und ich haben aber auch schon skurrile Bewerbungssituationen erlebt – und zwar miteinander. Wir haben uns im Fitness-Studio kennengelernt und kamen über die Botschaften, die auf unseren T-Shirts aufgedruckt waren, ins Gespräch. Im Laufe der Zeit haben wir gemerkt, dass wir eine ähnliche Arbeitsweise wertschätzen und ich konnte Yury für moneymeets gewinnen – wenn auch erst zwei Jahre später und nach mehreren Trainingseinheiten.